Reise durch die Natur über Grenzen hinweg: Erlebnisbericht zur 24. HTWK Radtour im August 2024
„Rollwald statt Rollrasen“ – Die HTWK-Radtour startet mit Bäumen im Gepäck
Unter dem Motto „Was lange wächst, wird groß“ startete die 24. HTWK Radtour am 10. August in Leipzig. Der Initiator der HTWK-Radtour, Professor Rüdiger Ulrich, rollte passend zur Devise zu seiner Auftaktrede sechs junge Bäume aus dem Leipziger Umland zwischen die versammelte Truppe. Diese sollten an passenden Stopps unserer Tour gepflanzt werden. Mit den Worten: „Rollrasen kann jeder, wir machen Rollwald!“ schloss Prof. Ulrich seine mitreißende Rede.
Eine bunte Fahrradgruppe: Von Rennrädern bis Stadtrad
59 Studierende und Alumni der Leipziger Hochschulen aus verschiedenen Fachrichtungen waren von so viel Begeisterung sofort angesteckt und konnten es kaum erwarten, endlich loszuradeln. Neben Professor Ulrich schlossen sich zudem die Professoren Thomas Jahn (IfB) und Holger Müller (SCM) der Tour an. Vom klapprigen Stadtrad über Single-Speed-Rad und Gravel-Bike bis hin zu flotten Rennrädern war bei uns alles dabei. Hauptsache, die Motivation stimmte und die Freude am Fahrradfahren war groß. Unsere Tour bot eine einzigartige Möglichkeit, Verbindung zur Natur und zur heimischen Wirtschaft auf ganz besondere Weise zu erleben. Dabei spielte für uns die Förderung der Gemeinschaft und die überfachliche Kommunikation eine zentrale Rolle. Begleitet wurde unsere Gruppe von einem Transporter-Team, das uns unterstützte und die ausgepowerten Radler*innen mit Verpflegung für die nächste Etappe stärkte. Es war ein Traum: ohne schweres Gepäck locker und leicht durchs Land zu radeln und am Ende des Tages dennoch mit Zelten, Tischen, Bänken, einem guten Essen und natürlich auch Getränken ausgestattet zu sein.
Auf Rekordjagd
Am ersten Tag wurden gleich die ersten Rekorde aufgestellt: 117 Kilometer und 590 Höhenmeter fuhren wir bei schönstem Wetter bis nach Meißen und wurden hier mit einem Waldbad belohnt. Der zweite Tag schonte uns ein bisschen mit seinen 390 Höhenmetern. Nach 75 Kilometern mit Zwischenstopp in Dresden kamen wir in Bischofswerda an. In der Landeshauptstadt durften wir den Landtag besichtigen und hatten die Gelegenheit, mit dem Landtagsabgeordneten Thomas Löser (Die Grünen) ins Gespräch zu kommen. Als Dankeschön fand unser erster Baum hier eine neue Heimat.
Nachhaltigkeit im Kirchgarten
Den zweiten Baum pflanzten wir in Bischofswerda, nachdem wir eine gesellige Nacht mit guter Stimmung und gemeinsamem Gesang im Kirchgarten verbracht hatten. Auch hier setzten wir ein lebendiges Zeichen für Nachhaltigkeit und Wachstum. Weiter ging es an Tag drei mit 88 Kilometern über 650 Höhenmeter zum Berzdorfer See, einer ehemaligen Bergbaugrube, die allmählich zum Naherholungsgebiet wird – Strukturwandel zum Anfassen.
Über Grenzen hinweg
Am folgenden Tag ging es dann weiter nach Polen, in die Region Schlesien. Nach der Grenzüberfahrt in Görlitz wurden wir sehr herzlich in Löwenberg (84 km) empfangen. Wir besichtigten das Rathaus und eine lokale Brauerei – einschließlich Bierverkostung und deutsch-polnischem Bierkistentausch. Hier beeindruckten uns besonders die Herzlichkeit des Empfangs und die Schönheit unseres Übernachtungsplatzes, sodass wir den Hausherren als Zeichen der Verbundenheit unseren dritten Baum überreichten.
Ein Baum im Schatten: Zwischenstopp in Kunice
Unsere Tour führte uns weiter über Kunice (84 km), wo unser kleinster Baum im Schatten einer Hecke gedeihen soll, mit Zwischenstopp in Legnica nach Brezg Dolny (57 km). Auch hier war die Begegnung mit den Gastgeber*innen besonders herzlich, und die Zeltplatzchefin freute sich über die Idee, für unseren fünften Baum eine passende Heimat zu finden.
Endspurt nach Wrocław mit großem Empfang
Für uns stand die Schlussetappe nach Wrocław (Breslau), der Hauptstadt Schlesiens, bevor. Die Tour sollte gemütlich ausklingen. Wir fuhren noch 36 Kilometer und hatten so gut wie keine Berge mehr zu bezwingen. Das jährlich angestrebte Highlight, die gemeinsame Einfahrt in die Stadt und ein Gruppenfoto am Ortseingangsschild, gelang uns dieses Jahr besonders gut. In Wrocław wurden wir, nachdem unser Orga-Team fleißig Fäden gesponnen hatte, sogar vom Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland Martin Kremer empfangen. Wir erhielten Einblicke in die Arbeit des Konsulats und hatten die Möglichkeit, mehr über die Region zu erfahren. Im Garten des Konsulats pflanzten wir unseren sechsten Baum und versammelten uns stolz zum Abschlussfoto, nachdem wir die Strecke Leipzig – Wrocław über insgesamt 534 Kilometer gemeistert hatten.
Eine kulturelle Reise durch die Hauptstadt Schlesiens
Der letzte Tag stand ganz im Zeichen der Kultur. Renata, Stadtführerin aus Wrocław, führte unsere Gruppe durch die Stadt, berichtete über deren wechselvolle und beeindruckende Geschichte und zeigte uns die wichtigsten Plätze und Bauwerke. Prof. Thomas Jahn stellte uns abschließend die „Jahrhunderthalle“ vor, ein zum UNESCO-Weltkulturerbe zählender Kuppelbau, der zum Zeitpunkt seiner Entstehung eine fast unvorstellbare Ingenieurleistung im Bereich des Stahlbetonbaus darstellte und noch heute mit seiner Spannweite von über 60 Metern beeindruckt. Bei einem gemeinsamen Picknick vor diesem Meisterwerk hatten alle die Gelegenheit, miteinander zu plaudern und die Erlebnisse der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Der Tag endete mit freier Zeit zur Erkundung der Stadt und wurde, der Schönheit und Vielfältigkeit der Stadt angemessen, von uns zum Teil bis tief in die Nacht hinein genossen.
Die Heimkehr nach über 500 Kilometern
Am 18. August kehrten die Radler*innen schließlich in die „schönste Stadt Deutschlands“, wie Leipzig liebevoll genannt wird, zurück. Drei der Teilnehmerinnen wagten die Rückreise sogar per Rad, in zwei Etappen über 187 km und 213 km. Wir freuten uns gemeinsam, diese Tour ohne nennenswerte Unfälle oder Ausfälle gemeistert zu haben.
25 Jahre Radtour – Ein Jubiläum steht bevor!
Die HTWK-Radtour hat auch in diesem Jahr wieder Gemeinschaft gefördert, Grenzen überwunden und eine tiefe Verbindung zur Natur geschaffen. „In Zeiten, in denen mutige Entscheidungen anstehen, brauchen wir Diplomatie dort, wo Europa zusammenwächst – politisch, wirtschaftlich und kulturell…“, so Konsul Kremer. Wir haben mit dieser Tour unseren Beitrag geleistet! Im nächsten Jahr startet die Radtour zu ihrer Jubiläumsfahrt – 25 Jahre! Dieses Ereignis gilt es ab jetzt vorzubereiten, damit es wieder viele Teilnehmer*innen begeistern wird.
Autor
Paul Uhlig
Student SMM – Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau und Energietechnik (M. Sc.)
Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen
Kontakt
Für Rückfragen stehen wir unter der Mailadresse hochschul.radtour (at) htwk-leipzig.de zur Verfügung.