Auf Einladung von Prof. Holger Müller (Marketing) informieren Geschäftsführer Florian Schubert und Existenzgründer Helge Kurz HTWK Studierende über ihre beruflichen Wege und persönlichen Erfahrungen
Kurz vor Weihnachten 2019 war es endlich wieder soweit: Prof. Holger Müller (Marketing) empfing zum alljährlichen Kamingespräch der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen (FWW). Hierzu hatte er angehende Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure, welche derzeit unter seiner Betreuung ihre Abschlussarbeiten verfassen oder in aktuellen Kursprojekten besonders engagiert sind, persönlich eingeladen. Seine externen Gäste an diesem Tag: Florian Schubert und Helge Kurz – zwei überaus erfolgreiche Alumni der FWW.
Florian Schubert ist Jahrgang 1985, seit langem glücklich liiert und mittlerweile Vater dreier Kinder. Als stellvertretender Geschäftsführer der Schubert-Bau GmbH mit Sitz in Zscherben leitet er heute das vom Vater übernommene Familienunternehmen mit 25 Angestellten. Im Jahr 2015 schloss er sein Diplomstudium zum Wirtschaftsingenieur Bauwesen mit den Schwerpunkten Bauwirtschaft sowie Bilanzen, Buchführung und Kostenrechnung an der HTWK Leipzig erfolgreich ab. Während des Studiums arbeitete er unter anderem für ein Immobilienbüro und engagierte sich aktiv im Fachschaftsrat der FWW, in Studienkommissionen, als Tutor für Kostenrechnung sowie als Mitorganisator der alljährlichen HTWK-Fahrradtour.
Helge Kurz, Baujahr 1992 und noch ledig, hat nach der Schule wie einst sein Vater Sparkassenwirt gelernt. An der HTWK Leipzig studierte er sechs Semester Betriebswirtschaft (Bachelor) mit dem Schwerpunkt Marketing und Messewesen. In seiner von Prof. Müller betreuten Abschlussarbeit zum Thema „Der Preis für Nachhaltigkeit in der Möbelbranche“ untersuchte er, inwieweit Zahlungsbereitschaften für Möbel durch eine nachhaltig gestaltete Produktion beeinflusst werden. Während des Studiums absolvierte er ein Praktikum bei einem Marktforschungsinstitut und sanierte ganz nebenher – quasi als Entspannung vom studentischen Lernstress – seine damalige Wohnung. Das gestärkte Interesse für handwerkliche Arbeiten führte ihn nach Studienabschluss 2016 folgerichtig zu einer Tischlerlehre, welche er Anfang 2019 mit erfolgreicher Ablegung der Gesellenprüfung beendete. Heute ist er als selbständiger Existenzgründer gleich in zwei Projekten unterwegs.
Im „Kreuzverhör“ bei Prof. Müller: Alumni-Interview im Talkshow-Format
Nach einem kurzen Grußwort und der Vorstellung der beiden Gäste wurden die Alumni von Prof. Müller wechselseitig zu (im Übrigen vorab nicht abgesprochenen) Themen befragt. So gab Herr Schubert aufschlussreiche Einblicke in sein sehr komplexes Aufgabengebiet als Bauleiter, welches neben typischen kaufmännischen Tätigkeiten wie Abrechnungen, Bilanzierungen, Kostenvoranschlägen und Angebotserstellungen natürlich auch klassische Ingenieursaktivitäten wie die Bauablaufplanung und Bauüberwachung beinhaltet. Herr Kurz skizzierte sodann seine beiden Existenzgründerprojekte „Modulholzhaus-Wagenbau [MHHW]“ sowie „Handfunktionstest [HFT]“. Projekt MHHW wurde von ihm konzeptionell seit 2017 vorbereitet und im September 2019 als Unternehmensgesellschaft (UG) gegründet. Auf Basis von nachhaltigen Rohstoffen (Holz und Dämmung) werden hier mobile Wohncontainer auf fahrbaren Anhängern in enger Absprache mit den Kunden individuell entworfen und gebaut. Das zweite Projekt HFT dient der physiotherapeutischen Versorgung von handverletzten Patienten durch speziell gestaltete Holzelemente. Gestartet wurde dieses Projekt im Jahr 2018.
Rückblick auf das Studium an der HTWK Leipzig: „Der echte FH-Style eben…!“
Von Prof. Müller nach ihren Gesamteindrücken zum Studium an der HTWK Leipzig befragt, zeigten sich die Alumni unisono recht zufrieden: Beide gaben „ihrer“ Alma Mater im Rückblick eine gute bis sehr gute Gesamtnote (1,7) und würden mit sehr hoher Sicherheit (95%) wiederum die HTWK als Hochschule wählen. Besonders positiv sind dabei neben speziellen Lehrinhalten vor allem die Vermittlung von Sozial- und Kommunikationskompetenzen (etwa im Pflichtkurs „Kommunikationstraining“) sowie der generell sehr hohe Praxisbezug in Forschung und Lehre (z.B. durch die in den Kurs „Marketing und Messewesen“ integrierten realen Beratungsprojekte für die Messe Leipzig GmbH) im Gedächtnis hängen geblieben. Alumnus Kurz hierzu: „Was mir bei meinem Studium hier an der HTWK Leipzig besonders gefallen hat? Tja, ich glaube der echte FH-Style in meiner akademischen Ausbildung eben!“
Erheiterndes in der Diskussionsrunde zum Anforderungsprofil an erfolgreiche Unternehmer: „Viel - Und das sehr ausdauernd!“
Bei aller Ernsthaftigkeit der Antworten kam aber auch Humor im FWW-Kamingespräch keinesfalls zu kurz. Auf die Frage, was wohl ein erfolgreicher Unternehmer heutzutage aus ihrer Sicht in erster Linie mitbringen müsse, antwortete Alumnus Schubert spontan mit einem breiten Lächeln „Viel!“ – woraufhin Alumnus Kurz umgehend ergänzte „Und das sehr ausdauernd!“. Wie sich in der anschließenden offenen Diskussionsrunde aller Teilnehmer rasch aufklärte, bezog sich dies natürlich auf die notwendige Disziplin, Hartnäckigkeit und das Durchhaltevermögen bei der Verfolgung von Meilensteinen und Zielsetzungen. Dies wurde von den beiden Alumni anhand zahlreicher Beispiele aus ihrem persönlichen Berufsleben offen und somit auch sehr anschaulich illustriert. Gleichwohl – und wohl auch ein wenig zur Überraschung der Teilnehmer des Kamingesprächs – verwiesen beide Gäste mit Nachdruck darauf, dass die von ihnen ausgeübte unternehmerische Tätigkeit trotz allem Stress und Umfang bei konsequenter Planung noch eine vergleichsweise ausgewogene Aufteilung zwischen ihrer beruflich und privat verbrachten Zeit (work-life-balance) ermöglicht.
Mundpropaganda zwischen Tradition und Moderne: Uropa und marokkanischer Bruder empfahlen Studium an der HTWK Leipzig
In der Abschlussrunde des Kamingesprächs konnten dann auch die beiden Alumni dem Gastgeber Prof. Müller sowie den anwesenden HTWK-Studierenden Fragen zum aktuellen Lehr-, Forschungs- und Studienalltag sowie späteren Berufswünschen stellen. Recht Überraschendes brachte dann auch die den Teilnehmern gestellte Frage nach dem Grund für die Wahl der HTWK Leipzig als Studienstandort zu Tage. So berichtete ein angehender Wirtschaftsingenieur marokkanischer Abstammung, dass er seine bereits fest stehenden Pläne für ein Studium in Frankreich einst komplett änderte – und zwar weil sein Bruder (seinerzeit selbst frisch gebackener Absolvent der HTWK Leipzig) ein Studium hier mit wärmsten Worten als „total coole Sache“ anpries. Auch ein weiterer Teilnehmer bestätigte die positive Wirkung familiärer Mundpropaganda: In seinem Fall war es gar ein Uropa, welcher bereits an der „Sächsischen Staatsbauschule“ (einem der Vorläufer der HTWK Leipzig) studierte und die heutige Nachfolgeinstitution nachdrücklich empfahl.
Äußerst positive Resonanz aller Anwesenden und Wunsch nach baldiger Fortsetzung des Kamingesprächs
Nach dem knapp zweistündigen offiziellen Teil sowie einer Abschlussfotorunde wurde noch lange weiter im von Mitorganisatorin Gloria Grundmann weihnachtlich geschmückten Konferenzraum der FWW bei Kaffee, Glühwein, Plätzchen und Gebäck geplauscht. Die Teilnehmer waren sich einig: Eine äußerst kurzweilige und informative Veranstaltung, die im kommenden Winter definitiv ihre Fortsetzung finden soll und wird.