Prof. Holger Müller (HTWK Leipzig) und Prof. Ronald Bogaschewsky (Uni Würzburg) stellen „BME-Barometer Elektronische Beschaffung 2018“ vor
Die überwiegende Mehrheit an Unternehmen sieht die Notwendigkeit des Einsatzes von E-Tools bei ihren Einkaufsprozessen. Nur leider sind die Realisierungslücke und damit der Handlungsbedarf bei vielen noch sehr groß. Zu diesen zentralen Ergebnissen kommt die Studie „BME-Barometer Elektronische Beschaffung 2018“.
Die Untersuchung wurde auch in diesem Jahr gemeinsam von Prof. Holger Müller (HTWK Leipzig) und Prof. Ronald Bogaschewsky (Universität Würzburg) durchgeführt. Die Studie wurde unterstützt vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) sowie vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) und der Allocation Network GmbH.
An der Befragung nahmen zwischen Oktober 2017 und Januar 2018 insgesamt 303 Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungsgewerbe, Handel und öffentlichen Institutionen teil. Darunter befanden sich zu etwa gleichen Teilen Großunternehmen und mittelständische Betriebe (KMU). Am 13. März stellte Holger Müller den mehr als 1.000 Teilnehmern der 9. BME-eLÖSUNGSTAGE in Düsseldorf die Studie im Detail vor.
„In der Digitalisierung geht die Schere zwischen KMU und Großbetrieben weiter auseinander. Unabhängig von der Unternehmensgröße sind sich jedoch alle Befragten sicher, dass die Digitalisierung in ihren Organisationen weiter vorangetrieben wird“, fasste Holger Müller, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Supply Chain Management an der HTWK Leipzig, ein zentrales Umfrageergebnis zusammen. KMU strebten dabei ähnliche Nutzungsintensitäten wie Konzerne an, dürften aber die geplanten Quoten nach Müllers Einschätzung weder kurz- noch mittelfristig erreichen.
„Es ist schon erschreckend, wie wenig fortgeschritten viele Unternehmen hinsichtlich des Einsatzes von E-Tools im Beschaffungsbereich sind. Insbesondere KMU sind hier weiterhin zu wenig aktiv. Wenn man dem die Entwicklungsstrategien führender Unternehmen gegenüberstellt, muss befürchtet werden, dass mehr und mehr Firmen digital ‚abgehängt‘ werden und deshalb massive Wettbewerbsnachteile erleiden könnten“, führte Ronald Bogaschewsky, Professor für BWL und Industriebetriebslehre an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, weiter aus.
Fazit: Den vorläufigen Studienergebnissen zufolge hat die Mehrheit der befragten Unternehmen die „klassischen“ Basisprozesse im Einkauf noch nicht durchgehend digitalisiert. Inwieweit auf dieser Grundlage in den nächsten Jahren die „digitale Transformation“ zum Einkauf 4.0 – also die Einführung und Nutzung neuer digitaler Prozesse und Geschäftsmodelle – in der Breite gelingen kann, muss mit einem Fragezeichen versehen werden. Insbesondere KMU sind hier aktuell noch deutlich schlechter aufgestellt als Großunternehmen. Nichtsdestotrotz werden einige Betriebe als Leuchttürme weiter vorangehen. Für die Mehrheit der Firmen heißt es jedoch zunächst, die grundlegenden Beschaffungsprozesse digital in den Griff zu bekommen – und dies in einer Geschwindigkeit, die den Abstand zu den Best-in-Class-Unternehmen nicht noch größer werden lässt.