Die Beschaffung in Unternehmen steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Globale Unsicherheiten, steigende Nachhaltigkeitsanforderungen und technologische Innovationen verändern ihre Rolle grundlegend. Längst ist sie mehr als reine Bestellabwicklung – sie ist strategischer Erfolgsfaktor für Resilienz, Kostenkontrolle und Wettbewerbsfähigkeit.
Auch die Beschaffung indirekter Materialien rückt zunehmend in den Fokus. Indirekte Materialien gehen nicht direkt in die Produktion eines Endprodukts ein – etwa Büromaterial, IT-Ausstattung oder Wartungsbedarf – machen aber einen erheblichen Teil der operativen Ausgaben aus. Die aktuelle Studie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (Prof. Dr. Holger Müller) in Kooperation mit Unite untersucht, wie Unternehmen in Europa diesen Bereich weiterentwickeln – und wo noch ungenutzte Potenziale liegen. Die Studie basiert auf den Angaben von 181 Unternehmen aus 18 europäischen Ländern. Die untersuchte Prozesslandschaft beinhaltet das Demand Management, das Sourcing, das Supplier Management und den Einkauf (Bestellabwicklung).
Kernergebnisse der Studie:
- Die Effizienzpotenziale sind groß: Der durchschnittliche Aufwand bei der Beschaffung indirekter Materialien liegt im Unternehmen bei rund 5.600 Stunden pro Jahr – durch moderne Technologien und optimierte Prozesse lassen sich hier spürbare Einsparungen realisieren.
- Der End-to-End-Digitalisierungsgrad der Prozesse ist noch gering: Nur 15 % der Unternehmen verfügen über vollständig integrierte Einkaufsprozesse, während 40 % nach wie vor Tools wie Excel nutzen.
- Die Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung: 44 % der befragten Unternehmen verfolgen bereits eine umfassende ESG-Strategie – nur 14 % haben keine Vorgaben etabliert.
- Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Beschaffung indirekter Materialien führt jedoch zu einem durchschnittlichen Mehraufwand von rund 20 %.
- Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand: Zwei Drittel der Unternehmen mit integrierten digitalen Prozessen verfügen auch über eine ausgeprägte ESG-Strategie.
- Eine systematische und effiziente Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der Beschaffung indirekter Materialien ist maßgeblich auf digitale Unterstützung angewiesen.