Team um Prof. Rüdiger Wink beschreibt Hürden und Lösungsansätze im Fachjournal Raumforschung und Raumordnung – jetzt erschienen, frei zugänglich
Trotz des wachsenden Bedarfs an internationalen Arbeitskräften haben Regionen im Strukturwandel in Deutschland weiterhin große Schwierigkeiten, diese erfolgreich zu gewinnen und zu integrieren. Ein Kommentar im Journal Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning (RuR) argumentiert, dass tief verwurzelte historische, wirtschaftliche und strukturelle Pfadabhängigkeiten den Integrationsprozess erheblich behindern.
In ihrer Veröffentlichung „Reinforcing path dependencies: The struggle to attract and integrate foreign workers in regions undergoing structural change“ analysieren die Forschenden Prof. Rüdiger Wink, Hanna Fischer, Dr. Nadine Marmai und Jana Winter von der HTWK Leipzig die Situation im sachsen-anhaltinischen Teil des mitteldeutschen Reviers. Ihr Fazit: Strukturelle Trägheiten, institutionelle Barrieren, historische Erfahrungen und das Fehlen ko-ethnischer Netzwerke verhindern vielerorts, dass die dringend benötigte Zuwanderung von Arbeitskräften gelingt.
„Um dem demographisch bedingten Fach- und Arbeitskräftemangel zu begegnen, ist es unerlässlich, ausländische Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen und zu integrieren“, erklären die Forschenden der HTWK Leipzig. „Allerdings zeigen wir am Beispiel des mitteldeutschen Bergbaugebiets, dass Pfadabhängigkeiten diesen Prozess erheblich erschweren.“
Tiefgreifender Wandel erforderlich
Die Untersuchung verdeutlicht, dass die Entwicklungen im Strukturwandel häufig eingeschränkt werden von historischen, institutionellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese erschweren nicht nur neue wirtschaftliche Entwicklungen, sondern auch die Aufnahme und Integration von Zuwandernden in Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Laut den Autorinnen und Autoren müssen deshalb langfristig angelegte Strategien entwickelt werden, die über kurzfristige Arbeitskräftekampagnen hinausgehen und insbesondere das Entstehen von Netzwerken internationaler Arbeitskräfte in der Region begünstigen.
Die Arbeit bietet damit einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte um die Arbeitskräftepolitik in Deutschland. Sie zeigt, dass erfolgreiche Arbeitsmarktintegration nicht allein eine Frage von Rekrutierung oder Anwerbung ist, sondern ein tiefgreifender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel erforderlich ist.
Zur Studie
Die Studie ist als Open-Access-Publikation frei verfügbar im Fachjournal Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning (Band 83, Heft 4, Oktober 2025).
