Leipzig. „Digitalisierung beginnt im Kopf“ – so lautete die Botschaft von Prof. Holger Müller und seinem Nachwuchsforscherteam beim Unternehmerforum am 4. Juli 2019 an der HTWK Leipzig. In Kooperation mit Markus Schmidt vom Landkreis Leipzig hatte die Nachwuchsforschergruppe „DigiTransSachs“ eine Veranstaltung ausgerichtet, auf der junge Wissenschaftler Impulse für die digitale Transformation in Sachsen lieferten und mit Partnern aus der Wirtschaft in Kontakt traten.
Nokia und Telefon – das passte einst zusammen, doch wer besitzt heute noch eines dieser „Kult-Mobiltelefone“? Das Smartphone hat der Konkurrenz den Rang abgelaufen und ist damit nicht das einzige disruptive Phänomen der Zeit. Airbnb, Spotify, Uber – die neuen Leuchttürme verdrängen etablierte Unternehmen in kurzer Zeit – und das ohne auch nur ein einziges Hotel, eine einzige CD oder ein einziges Taxi zu besitzen. Die Digitalisierung ist längst Teil unseres Alltags, aber immer mehr auch eine Herausforderung für Unternehmer aus dem Mittelstand, die sich an diesem Abend im Nieper-Bau der HTWK Leipzig zum Erfahrungsaustausch einfinden.
Dort hatte die Nachwuchsforschergruppe „DigiTransSachs“ ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet: Supply Chain Management, Internet of Things und Building Information Modeling – die Wissenschaftler bringen Licht hinter die „Game Changer“ unserer Zeit. Nach der Einführung durch den Prorektor Forschung Prof. Markus Krabbes und Landrat Henry Graichen (CDU) verdeutlicht Prof. Holger Müller in seiner Keynote, dass Digitalisierung insbesondere ein neues Prozessdenken der beteiligten Akteure voraussetzt. Dabei sei es oftmals gar nicht erforderlich, einen „kompletten Umbruch“ einzuleiten, sondern viel wichtiger, „den ersten Schritt zu gehen“ und „einfach anzufangen“.
Im Anschluss tauchte Prof. Gerold Bausch, verantwortlich für eingebettete Systeme und Signalverarbeitung, in die Welt der Produkte, Prozesse und Dienstleistungen ein. Er zeigte, dass im Mittelpunkt der Digitalisierung nicht die Veränderung von Technologie steht, sondern immer die gezielte Anwendung der durch Technologien bereitgestellten Potentiale. Eindrucksvoll schilderte er wie Predictive Maintenance, also die „vorausschauende Wartung“, beispielsweise von in Deutschland gefertigten und exportierten Armaturen die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit in der erdölverarbeitenden Industrie erhöhen kann.
Den Gedanken der Datenerfassung und –analyse griff auch Thomas Bauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der HTWK, auf und demonstrierte den Nutzen von „Big Data“ für die Projektierung im Anlagenbau. Die Analyse abgeschlossener Projekte hebt bei ihm einen enormen Datenschatz für den Vertrieb und die planerische Vorbereitung neuer technischer Apparaturen.
Anschließend wechselte der Blickwinkel im Programm zur Digitalisierung im Bauwesen. Tom Radisch, Nachwuchsforscher im Projekt DigiTransSachs, und Justus Tiepmar, Praxispartner der IPROconsult GmbH, stellten die neue Planungsmethode „Building Information Modeling“ vor und offerierten die vielfältigen Vorzüge, die sich auch für kleine und mittlere Unternehmen ergeben.
Abgerundet wurde die Präsentation durch eine Podiumsdiskussion, bei der die Moderatorin Manuela Krause nicht zuletzt die weiteren DigiTransSachs-Mitglieder Ann-Kathrin Dieterle, Nachwuchsforscherin für Organisationsentwicklung und –management sowie Marcel Graf, Nachwuchsforscher für Supply Chain Management, hinsichtlich ihrer Sichtweisen auf digitale Veränderungsprozesse befragte.
In angenehmer Atmosphäre wurde im Anschluss der Dialog zwischen Wissenschaftlern und interessierten Unternehmern eröffnet. Dabei konnten nicht zuletzt durch eine Live-Vorführung von „Virtual Reality“ die diskutierten Inhalte mit praktischem Erleben verknüpft werden. Dem Nachwuchsforscherteam ist es wichtig, „Digitalisierung zum Anfassen“ zu ermöglichen, denn spätestens seit diesem Abend wissen wir – Digitalisierung beginnt im Kopf.