In den letzten Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung gewonnen, jedoch zeigen aktuelle Entwicklungen, dass der Handlungsdruck auf Unternehmen durch geopolitische Entscheidungen und regulatorische Veränderungen abnimmt.
So haben sich die Vereinigten Staaten von internationalen Klimaverträgen wie dem Pariser Abkommen zurückgezogen. Oder in der Europäischen Union wird das Omnibus-Paket diskutiert, das bestehende Regulierungen in Bezug auf Nachhaltigkeit abschwächen soll.
Die zu erwartenden Schäden durch Klimawandel oder die Abnahme der Biodiversität sind so immens, dass eine Aufgabe der Nachhaltigkeitsziele geradezu absurd erscheint. Daher ist es wichtig zu wissen, wo Unternehmen heute in ihren Bemühungen stehen und wie die Entwicklung hier aussehen dürfte. Die Studie „Sustainability and Carbon Management in Supply Chains 2025“ wurde gemeinsam von Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky) und der HTWK Leipzig (Prof. Dr. Holger Müller) durchgeführt. Ziel der Studie war es, den aktuellen Stand und die Trends im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements in Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen), zu erfassen und zu analysieren. Die Erhebung fand zwischen Oktober und Dezember 2024 statt und umfasste 89 Unternehmen unterschiedlichster Branchen.
Die Studie zeigt, dass über zwei Drittel der befragten Unternehmen direkt von Lieferkettengesetzen betroffen sind, wobei ein hoher Anteil (90,2 %) dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz unterliegt. Darüber hinaus müssen 59,6 % der Unternehmen externe Berichterstattungspflichten für THG-Emissionen erfüllen. (B2B-)Kunden verlangen zudem zunehmend konkrete Angaben über den THG-Fußabdruck der Produkte. 69,3 % der befragten Unternehmen berichten von entsprechenden Anforderungen ihrer Kunden.
In Bezug auf die Reduktion von THG-Emissionen haben 74,2 % der befragten Unternehmen konkrete Ziele formuliert, bei 41,6 % sind diese verbindlich. Eine der größten Herausforderungen bei der Erfassung und Berichterstattung über THG-Emissionen stellt die Datenverfügbarkeit dar. Über drei Viertel der Unternehmen sehen hierin eine der größten Hürden. Der Personalaufwand wird ebenfalls häufig als signifikante Herausforderung genannt. Weitere Probleme umfassen die Korrektheit der Daten von Geschäftspartnern sowie unzureichend definierte Standards.
55,7 % der befragten Unternehmen erheben THG-Werte für zugekaufte Güter und Dienstleistungen. Davon haben 60,4 % bereits das gesamte Volumen erfasst. Die Erhebung erfolgt am häufigsten über die ausgabenbasierte Methode. 81,3 % der Unternehmen nutzen diese Methode zur Berechnung ihrer THG-Emissionen.
Im Bereich des Lieferantenmanagements streben 85,7 % der Unternehmen eine allgemeine Sensibilisierung für das Thema THG-Emissionen bei Lieferanten an, während konkrete Konsequenzen in Preisverhandlungen bisher nur von einem Viertel der Unternehmen thematisiert werden.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie, dass ein hohes Bewusstsein für die Relevanz von Nachhaltigkeit besteht. So sind 72 % der Befragten der Ansicht, dass Unternehmen, die nicht nachhaltig handeln, durch eine strengere Nachhaltigkeitsgesetzgebung mittel- bis langfristig vergleichsweise höhere Kosten tragen müssen. Darüber hinaus glauben 67,4 %, dass sich Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens deutlich positiv auf die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden auswirken. Zudem sind 64,7 % der Meinung, dass EU-Unternehmen beim Thema unternehmerische Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnehmen müssen.
Die Studie „Sustainability and Carbon Management in Supply Chains 2025“ liefert Einblicke in den aktuellen Stand des Nachhaltigkeitsmanagements in Unternehmen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit eines strategischen Ansatzes zur Erfassung und Reduktion von THG-Emissionen sowie die Bedeutung von Transparenz und Zusammenarbeit in der Lieferkette. Angesichts der drängenden Herausforderungen des Klimawandels bleibt es entscheidend, dass Unternehmen aktiv an ihren Nachhaltigkeitszielen arbeiten.