Forschung und Kooperation an der Fakultät WW
Aktuelles
Zu den beiden drängenden gesellschaftlichen Problemen – häusliche Gewalt und Wohnungsmangel – konnten die Besucherinnen und Besucher zunächst den Dokumentarfilm „Zuflucht nehmen“ sehen und im Anschluss mit den Gästen darüber reden: Forscherin Dr. Friederike Frieler von der HTWK Leipzig, Praxispartnerin Ursula Baur vom Verein Kontaktstelle Wohnen, Lisa Rechenberg vom Verein LAG Gewaltfreies Zuhause Sachsen und Mandy Uhlig, Kommunale Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Leipzig, standen Moderatorin Katrin Haase von der HTWK-Forschungskommunikation Rede und Antwort.
Situation im Film vergleichbar mit Städten wie Leipzig
Der Film „Zuflucht nehmen“ von Regisseurin Selina Höfner von 2023 nimmt Bezug auf den Berliner Wohnungsmarkt: Die Protagonistinnen beschreiben, wie verschiedene strukturelle Probleme die Situation von gewaltbetroffenen Frauen beeinflussen. So fehlt es an Schutzplätzen, auf die gewaltbetroffene Frauen angewiesen sind. Ebenso geht damit der Verlust von bereits bestehenden Zufluchtsräumen infolge von Verdrängungsprozessen durch Kündigungen, Mietsteigerungen und Gentrifizierung einher.
Ob die Situation in Berlin vergleichbar sei mit Leipzig, beantworten die Podiumsgäste einstimmig mit ja. Auch in Leipzig gebe es auf dem Wohnungsmarkt eine große Wohnungsnot, insbesondere bezahlbarer Wohnraum sei für marginalisierte Menschen schwer zu finden, so Baur. Auch die Entwicklung von Frauenschutzhäusern sei ähnlich, wie Uhlig erzählt: In den 1990ern sei auch hier ein autonomes Frauenhaus entstanden. Heute gibt es vier weitere Frauenschutzhäuser, die über staatliche Gelder finanziert werden. Während Gewaltschutz in Kommunen noch eine freiwillige Aufgabe sei, sei sie auf Landesebene verpflichtend. Seit Januar 2025 gibt es zudem das neue Gewalthilfegesetz, wodurch es ab 2032 einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Betroffene gibt und die Länder zum Ausbau ihrer Hilfsangeboten verpflichtet sind. Gemäß der Istanbul-Konvention bedarf es pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mindestens eines Familienschutzplatzes. In Leipzig sei man schon an einem guten Punkt.
Forschungsprojekt SieWo: Unterstützung und Sensibilisierung
Dennoch bedarf es weiterer Unterstützung und auch Forschung. Das Forschungsprojekt „SieWo – Sie wohnt gewaltfrei“ ist hier ein gutes Beispiel. Das Verbundprojekt der HTWK Leipzig und der gemeinnützig organisierten Kontaktstelle Wohnen baut mit SieWo eine Vermittlungsstelle für Wohnraum nach häuslicher Gewalt auf. So werden Frauen, die nach einem Aufenthalt im Frauenschutzhaus eine neue Perspektive suchen, mit privaten oder gewerblichen Vermietenden zusammengebracht. Eine seit dem Frühjahr 2025 laufende Kampagne macht darauf aufmerksam. Erste Vermittlungen gab es schon, wie Baur nach einer Publikumsfrage berichtet.
HTWK-Forscherin Frieler ergänzt: Die Informations- und Sensibilisierungskampagne, die sich an gewerbliche und private Wohnraumgebende richtet, sei das wichtigste Element des Verbundprojekts. Daneben gehe es in dem Modellprojekt einer sozialen Innovation aber auch darum, zu erfahren, was Sicherheit in Bezug auf Wohnraum für gewaltbetroffene Menschen überhaupt heißt und zugleich können durch die neuen Erkenntnisse auch Empfehlungen gegeben werden, welche Verbesserungsmöglichkeiten es noch gibt. Zahlen und Studien seien vor allem wichtig, um auch den Bedarf an Unterstützung zu belegen, wie Rechenberg unterstreicht.
Druck aus der Bevölkerung sei da hilfreich: Laut sein, engagiert sein, Bedarf aufzeigen. Passend dazu eine Frage aus dem Publikum: Was kann die Stadt Leipzig tun, um solche Initiativen zu unterstützen? Uhlig will sich für eine bedarfsgerechte Wohnraumentwicklung einsetzen und auch innerhalb der Stadtverwaltung für das Thema sensibilisieren. Denn da sind sich alle einig: Die Verweildauern in Frauenschutzhäusern mit meist über vier Monaten – eher bis zu einem Jahr – sind sehr lang. Verschiedene soziale Einrichtungen wie das Jobcenter oder das Gesundheitssystem sollten hierbei besser zusammenarbeiten, schneller reagieren und hinsichtlich des Gewaltschutzes mehr geschult werden, denn das Ziel ist es, den gewaltbetroffenen Frauen so schnell wie möglich zu helfen und in dem Fall, wieder zu einem eigenen zu Hause zu verhelfen und damit den Schritt wieder in ein sicheres, selbstbestimmtes Leben zu ebnen.
Nächste Veranstaltung
Die nächste Vorführung vom Wissenschaftskino, der Film- und Diskussionsreihe der Leipziger Wissenschaftseinrichtungen, findet am 25. November 2025 statt: Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig wird der Film „Contagion“ (USA, 2011) gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Projekt SieWo für SINN-Innovationspreis nominiert – Online-Voting läuft bis 17. Oktober 2025
Das Projekt SieWo ist zudem für den SINN-Innovationspreis nominiert. Mit dem Preis werden besonders innovative Projekte mit sozialer Wirkung in Sachsen ausgezeichnet. Bis zum 17. Oktober 2025 können Interessierte für eines der nominierten zehn Projekte abstimmen.
Beim Wissenschaftskino am 9. September 2025 wird dieses Thema beleuchtet. Zunächst zeigt der Dokumentarfilm „Zuflucht nehmen“ (2023, Regie: Selina Höfner), welche strukturellen Probleme die Situation von gewaltbetroffenen Frauen beeinflussen. Der angespannte Berliner Wohnungsmarkt spielt darin eine zentrale Rolle. Er hat nicht nur einen Mangel an Schutzplätzen zur Folge, auf die gewaltbetroffene Frauen angewiesen sind. Ebenso geht damit der Verlust von bereits bestehenden Zufluchtsräumen infolge von Gentrifizierung durch Kündigungen, Mietsteigerungen und anderen Verdrängungsprozessen einher.
Ähnliche Probleme bestehen auch in anderen Orten wie in Leipzig, wie das anschließende Gespräch beim Wissenschaftskino verdeutlichen wird. Einige betroffene Frauen und Kinder finden in Frauenschutzhäusern zunächst Schutz, im Anschluss aber keine eigene Wohnung. Dadurch bleiben sie länger als gewollt in den ohnehin voll ausgelasteten Frauenhäusern, denen so wiederum dringend benötigter Platz für neue besonders gefährdete Schutzsuchende fehlt. „Eine der Hauptursachen ist fehlender bezahlbarer Wohnraum“, erklärt Dr. Friederike Frieler, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin im sozial-innovativen Modellprojekt „SieWo – Sie wohnt gewaltfrei“.
Das Verbundprojekt der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und der gemeinnützig organisierten Kontaktstelle Wohnen baut mit SieWo eine Vermittlungsstelle für Wohnraum nach häuslicher Gewalt auf. So werden Frauen, die nach einem Aufenthalt im Frauenschutzhaus eine neue Perspektive suchen, mit privaten oder gewerblichen Vermietenden zusammengebracht: koordiniert, begleitet und sicher. Der Übergang aus der Schutzeinrichtung in eine eigene Wohnung wird so erleichtert, die Verweildauer in Frauenhäusern verkürzt und auf diese Weise Gewaltkreisläufe durchbrochen und stabile Mietverhältnisse geschaffen.
Nach der kostenfreien Vorführung des Films „Zuflucht nehmen“ (Dauer: ca. 73 min) sprechen darüber:
- Dr. Friederike Frieler (HTWK Leipzig)
- Lisa Rechenberg (LAG Gewaltfreies Zuhause Sachsen e.V.)
- Ursula Baur (Wohnungsvermittlung SieWo – Sie wohnt gewaltfrei / Zusammen e.V.)
- Mandy Uhlig (Leitung Referat Gleichstellung für Frau und Mann und Kommunale Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Leipzig)
Format: Wissenschaftskino mit Filmvorführung und Gespräch
Wann: Dienstag, 9. September 2025, 19:00 Uhr
Wo: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig (Grimmaische Str. 6, 04109 Leipzig)
Eintritt: frei, keine Anmeldung nötig
Warum mitmachen?
Die besten Bilder werden von einer Jury ausgewählt und ausgezeichnet. Außerdem werden die Gewinnerbilder im Forschungsmagazin Einblicke 2026 veröffentlicht und bei hochschulinternen Veranstaltungen präsentiert.
Wie einreichen?
Senden Sie Ihr digitales Bild bis zum 20. Oktober 2025 an einblicke[at]htwk-leipzig.de.
Bewerbungskriterien:
- Das Bild muss druckfähig sein (Auflösung mind. 300 dpi).
- Pro Person kann nur ein Bild eingereicht werden.
- Ein aussagekräftiger Titel und eine kurze Beschreibung der Forschungsperspektive sind erforderlich.
- Urheberinnen und Urheber des Bildes müssen angegeben werden.
- Bild und Beschreibung bitte in separaten Dateien einreichen.
Wer kann teilnehmen?
Teilnahmeberechtigt sind alle Forschenden der HTWK Leipzig und des FTZ Leipzig – darunter Masterstudierende mit Forschungsinteresse, Promovierende, Postdocs, wissenschaftliche Mitarbeitende und Professorinnen und Professoren.
Inspiration gefällig?
Lassen Sie sich von den Gewinnerbildern der vergangenen Jahre inspirieren – authentische Einblicke in die Vielfalt der Forschung an der HTWK Leipzig! Nutzen Sie auch gern die Möglichkeit, sich Technik beim Referat Forschung auszuleihen. Katrin Haase und Dr. Franziska Böhl statten Sie gern mit Spiegelreflexkameras, Lichttechnik, Stativen und dergleichen aus. Sprechen Sie uns dazu gern an.
Kernergebnisse der Studie:
- Die Effizienzpotenziale sind groß: Der durchschnittliche Aufwand bei der Beschaffung indirekter Materialien liegt im Unternehmen bei rund 5.600 Stunden pro Jahr – durch moderne Technologien und optimierte Prozesse lassen sich hier spürbare Einsparungen realisieren.
- Der End-to-End-Digitalisierungsgrad der Prozesse ist noch gering: Nur 15 % der Unternehmen verfügen über vollständig integrierte Einkaufsprozesse, während 40 % nach wie vor Tools wie Excel nutzen.
- Die Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung: 44 % der befragten Unternehmen verfolgen bereits eine umfassende ESG-Strategie – nur 14 % haben keine Vorgaben etabliert.
- Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Beschaffung indirekter Materialien führt jedoch zu einem durchschnittlichen Mehraufwand von rund 20 %.
- Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand: Zwei Drittel der Unternehmen mit integrierten digitalen Prozessen verfügen auch über eine ausgeprägte ESG-Strategie.
- Eine systematische und effiziente Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der Beschaffung indirekter Materialien ist maßgeblich auf digitale Unterstützung angewiesen.
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Professur für BWL (Supply Chain Management) - Prof. Dr. Bodo Sturm
Professur für VWL und Quantitative Methoden - Prof. Dr. Rüdiger Wink
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