Produktinformationen sind heute weit mehr als nur technische Details – sie sind ein zentraler Hebel für Effizienz, regulatorische Sicherheit und nachhaltiges Wirtschaften. Wie Unternehmen diese Informationen aktuell managen, zeigt der neue Studienteil „Digitale Produktinformationen: Der Schlüssel zu intelligenten Lösungen“ aus der laufenden Untersuchung „Digital Commerce – Aktueller Stand und Entwicklung der Digitalisierung des B2B-Vertriebskanals“.
Die Studie wird von der Professur für Supply Chain Management unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Müller an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig durchgeführt und von der Deutsche Telekom MMS GmbH unterstützt. Im aktuellen, dritten Untersuchungsteil wurden 45 Industrie- und Handelsunternehmen befragt (Befragungszeitraum: Mai–August 2025).
Zentrale Ergebnisse im Überblick
Formatvielfalt und Digitalisierungsdefizite
- Produktinformationen werden überwiegend in analogen oder dokumentbasierten Formaten (z. B. PDF) bereitgestellt. Standardisierte, maschinenlesbare Formate – etwa aus dem Bereich Electronic Commerce, Product Information Management (PIM) oder spezielle Datenbankformate – sind bislang selten im Einsatz, obwohl Unternehmen sich genau diese wünschen.
- Rund 90 % der Befragten erhalten Produktdaten in mindestens drei verschiedenen Formaten, was die Verarbeitung erheblich erschwert.
Automatisierungslücken bei der Verarbeitung
- Die Befragten bewerten ihren Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad insgesamt als niedrig. Besonders auf der Empfängerseite (Datenimport) dominieren manuelle Prozesse. Vollautomatisierte Abläufe sind selten etabliert.
- Enterprise Resource Planning (ERP)-Systeme bilden die wichtigste Plattform zur Verarbeitung von Produktinformationen, ergänzt durch Customer Relationship Management (CRM)-, Product Information Management (PIM)-, Master Data Management (MDM)- und Product Lifecycle Management (PLM)-Systeme.
- Dateien werden häufig noch auf Fileservern gespeichert.
Informationsdefizite entlang der Kette
- Nur gut die Hälfte der Lieferanten stellt (nahezu) vollständige Produktinformationen bereit. Die empfangenden Unternehmen reichern die Daten oft an, sodass 75 % auf der Versandseite vollständige Informationen weitergeben können.
- Besonders selten vorhanden sind Nachhaltigkeits- und Lieferketteninformationen.
Digitaler Produktpass (DPP) – Potenzial noch ungenutzt
- Der Digitale Produktpass (DPP) ist bislang kaum verbreitet: 85 % der Unternehmen erhalten ihn selten oder gar nicht.
- Als Motivation für eine Einführung dominieren Image und Nachhaltigkeit – weniger regulatorische Anforderungen. Fehlende Nachfrage und technische Unsicherheiten bremsen die Umsetzung. Nur etwa die Hälfte der Befragten erwartet in den kommenden drei Jahren eine höhere Relevanz des Digitalen Produktpasses.
Fazit
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Digitale Produktinformationen sind ein entscheidender Faktor für Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit – doch der Weg zu standardisierten, automatisierten Produktinformationsflüssen in der Breite ist leider noch weit.